Donnerstag, 26. November 2015

Unterwegs in Budapest

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich heute zum ersten mal in den Statistiken festgestellt habe, dass jemand meinen Blog mit Internet Explorer angesurft hat. Es wurden sogar 7 Seitenaufrufe in letzter Zeit dadurch verursacht. Ich sehe allerdings nicht jeden Tag in den Statistiken nach, also vielleicht ist es gar nicht so außergewöhnlich, dass meine Leser hier Internetexplorer verwenden. Ich dachte jedenfalls, dass es davor immer Chrome oder Firefox war. Kommen wir nun zu einem meiner berühmt berüchtigten Reiseberichte. Ich glaube er ist ziemlich lesenswert.
26.3.2013

Hey!
Einleitend möchte ich euch mitteilen, dass ich in letzter Zeit manchmal das Gefühl hatte, zu stark abhängig von Technik zu sein. Meistens nehme ich diesen Gedanken nicht ganz ernst und schalte danach entweder meinen PC ein oder greife zu meinem Handy. Deshalb kam mir der folgende Kurzurlaub ganz gelegen, denn ich konnte ausprobieren, wie es mir geht, wenn ich 65 Stunden lang keinen Internetzugang habe. Das ist natürlich nicht lange... Aber es ist schon ziemlich lang her, dass ich das letzt Mal eine Woche lang keinen Internetzugang hatte und eine Woche lang keine sms schreiben konnte... Deshalb dachte ich, dass es mir sicher nicht schaden wird, mein Handy zu Hause liegen zu lassen. Nun zu meinem Bericht über die Reise.

Tag 1:
Bereits während der Zugfahrt vermisste ich mein Handy. Das lag vor allem daran, dass mein Vater sich die ganze Zeit über mit seinem Windows 8 Smartphone spielte. Ich weiß nicht wie es genau heißt, aber es ist gelb, groß und kann alles. Mein Handy wirkt daneben immer etwas schäbig, aber ich möchte es nunmal verwenden bis es vollkommen den Geist aufgibt... Mein Vater war sehr enttäuscht, dass er nicht während der ganzen Zugfahrt GPS-Empfang hatte. Um die Abwesenheit meines Handys auszugleichen, begann ich relativ bald zu lesen. Meine Mutter war damit beschäftigt, sich darüber zu beklagen, wie viel Gepäck wir hatten, obwohl es nur ein Koffer war. Danach fing sie an, irgendein e-book zu lesen. Ich halte es auch noch für erwähnenswert, dass wir total aufgeregt aus dem Fenster deuteten, als wir ein paar gewöhnliche Hochhäuser erblickten. Sie waren zwar nicht gerade hübsch, aber die Ähnlichkeit zu einigen Häusern in unserer Heimatstadt war so verblüffend, dass wir beinahe ausgestiegen und wieder nach Hause gegangen wären. Als wir in Budapest am Bahnhof ankamen, waren wir erstaunt davon, wie dieser Teil von Österreich aussieht. Obwohl es sich um so einen großen, wichtigen Bahnhof handelt, sah er etwas heruntergekommen aus. Es wirkte so, als wäre er einmal sehr schön gewesen. Ich persönlich mag es ja sehr, wenn etwas genau so aussieht, aber meine Eltern waren nicht so begeistert. Unsere Luxuslimosine stand schon bereit und ein ganzes Heer von Taxifahrern wollte uns nach Hause bringen. Sie wollten gerade anfangen, sich darum zu streiten, wem von ihnen die Ehre zuteil werden dürfte, unser Gepäck zu tragen und uns zum Ort unserer Träume zu bringen, als wir sie darauf aufmerksam machten, dass wir eine Fahrt mit der U-Bahn bevorzugen. Wir ignorierten die Nervenzusammenbrüche, die einige Taxifahrer erlitten und konzentrierten uns darauf, einen Ort zu finden, an dem man die Budapest-card kaufen kann. Wir betraten eine Touristeninformation, in der sie die besagte Karte nur für 24 oder 48 Stunden verkauften. Sie schlug uns vor, in einer gegenüber gelegenen Informationszentrale für Touristen nachzufragen, ob sie die Budapest-card auch für 72 Stunden verkaufen. Auf dem Weg dorthin hörten wir wieder das Schluchzen der Taxifahrer. Einer klammerte sich in seiner Verzweiflung sogar an meinen Beinen fest, aber ich schüttelte nur traurig den Kopf und er ließ mich wieder los. Die Dame an diesem Informationsstand schickte uns nach draußen. Draußen wurden wir nach unten in die U-Bahn geschickt. Dort wurde uns gesagt, dass wir zuerst 3 Stationen fahren müssen. Da sich unser Quartier genau 3 Stationen weiter befand, beschlossen wir, die 3€ Fahrtkosten in Kauf zu nehmen. Die Budapest-card ermäßigt übrigens viele Eintritte und gilt als Fahrschein für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Man bekommt auch in diversen Restaurants und in ein paar kávéházern Rabatt. Nachdem wir es endlich geschafft hatten, die Budapest-card zu erwerben, suchten wir nach einer Bleibe für die Nacht. Bevorzugt wollten wir natürlich in das Appartement, das wir gebucht hatten, aber wir schafften es nicht auf Anhieb, dort hin zu finden. Schließlich konnten wir uns dazu druchringen, nach dem Weg zu fragen und fanden es dadurch. Wir hatten 2 Badezimmer, eine kleine Küche (sogar kleiner als die Küche von der Vera), ein großes Wohn-/Schlafzimmer, ein kleines Schlafzimmer und ein großes Ess-/Wohnzimmer. Vielleicht habe ich die Räumlichkeiten gerade nicht ganz korrekt benannt, aber das ist mir egal. Auf jeden Fall hatten wir ziemlich viel Platz. Durch die Einrichtung fühlten wir uns wie Monarchen. Wir deckten uns, wenn jemand Lust auf Laster bekam ...naja so ähnlich... Die Decken waren geschmückt mit Stuck und Lustern. Da wir 3 unterschiedlich große Kronleuchter hatten, begannen wir bald, von der Kronfamilie zu sprechen. Bald begannen die ersten Versuche, Kaffee herzustellen. Schnell waren wir uns einig, dass ein Teil der Kaffeemaschine fehlte. Wir suchten die ganze Küche danach ab, fanden es allerdings nicht und testeten deshalb, ob die Kaffeemaschine auch ohne das entsprechende Teil funktioniert. Etwa 5 Minuten später war es plötzlich notwenig, die ganze Küche zu putzen... Die Maschine hatte uns auf recht eindrucksvolle Weise gezeigt, dass sie tatsächlich nicht ohne das fehlende Teil funktioniert. Als die meisten Kaffeespritzer beseitigt waren, machten wir uns auf den Weg in eine große Markthalle. Natürlich war für uns schon ein roter Teppich durch die Stadt verlegt worden, um uns willkommen zu heißen. Bedauerlicherweise gab es da wohl gewisse Kommunikationsschwierigkeiten. Es hatte wohl niemand damit gerechnet, dass wir zuerst die große Markthalle besichtigen wollen, sodass der rote Teppich nicht bis zur Türe der Markthalle verlief. Wir hätten unseren Besuch offensichtlich besser ankündigen müssen. Ich musste etwas über die Englischkenntnisse meines Vaters schmunzeln, als er jemanden fragte: "Did you know the way to the market hall?". Ihr müsst euch dazu natürlich noch einen starken Akzent vorstellen. Mein Vater versteht nur Fehlermeldungsenglisch, sodass ich es auch in den folgenden Tagen immer wieder amüsant fand, ihn Englisch sprechen zu hören. Meistens nahm er mich als Notfallübersetzer mit, aber grundsätzlich schaffte er es auch ohne meine Hilfe, sich mit den Leuten zu verständigen. In der Markthalle waren viele ganz normale Eingeborene, die ganz normal einkaufen gehen wollten. Im zweiten Stock war Kitsch für Touristen. Wir sahen uns alles ausführlich an, kauften Paprikapulver und getrocknete Paprikas und verließen die Halle wieder. Eigentlich gehen wir alle zu Hause nicht gerne einkaufen, aber im Urlaub ist das irgendwie etwas anderes. Der Besuch in der Markthalle war äußerst wichtig, um einen Überblick darüber zu bekommen, was es hier alles zu kaufen gibt. Die Phase, in der wir tatsächlich etwas kaufen, kommt meistens erst etwas später. Auf jeden Fall machten wir noch einen kleinen Abstecher ins jüdische Viertel, um die Synagoge und ein paar andere Gebäude zu fotografieren. Wir versuchten, uns halbwegs in der Stadt zurecht zu finden. Es war allerdings ziemlich kalt. Meine Mutter versprach, dass es am nächsten Tag wärmer werden würde. Wir veränderten unsere Taktik. Wir mischten uns unters Volk und begaben uns in einen Supermarkt. Dort kauften wir ein paar Kleinigkeiten zu essen... Unter anderem "Hobbits" (Kekse) und einen kleinen Laib Schwarzbrot. Damit sorgten wir für Verwirrung unter den Angestellten. Sie berieten sich untereinander, doch keiner von ihnen hatte jemals zuvor so dunkles Brot gesehen, schon gar nicht in diesem Geschäft. Es dauerte also eine Weile, bis sie uns einen Preis dafür nennen konnten. Ich habe ja den Verdacht, dass sie am Schluss einfach irgendeinen Preis eingetippt haben, da eine korrekte Recherche den ganzen Betrieb für mehrere Stunden lahmgelegt hätte. Ich kann aber nur spekulieren. Auffällig war, dass im Supermarkt tatsächlich fast nur Lebensmittel verkauft wurden (was ich sehr gut finde, da die Ramschabteilung bei uns von Jahr zu Jahr etwas größer wird).
Zufällig entdeckten wir draußen einen kleinen Stand mit Holzsachen, wo ein Trdelnik-maker verkauft wurde. Trdelnik ist eine ausgezeichnete warme Süßspeise, die man in Budapest Kürtös nennt. Auf Deutsch heißt es angeblich Baumstriezel und ursprünglich kommt das ganze aus Rumänien, aber seit wir es vor ein paar Jahren in Prag gegessen haben, hat sich der Ausdruck Trdelnik in meiner Familie durchgesetzt. Also wir haben jetzt so ein Dings, mit dem wir uns bald ganz oft ganz viel Trdelnik machen können! Ich bin ehrlich gesagt ziemlich begeistert davon =)
Danach beschlossen wir, uns ein bisschen Kürös zu kaufen und eine Pause im Appartement zu machen. Wir wärmten uns auf und planten den weiteren Verlauf des Abends. Wir beschlossen, ins Hard Rock Cafe zu gehen. Mein Vater verwendete natürlich einen Laptop, um den Weg dothin zu finden. Um meiner Mutter zu zeigen, wo es sich genau befindet, reichte er ihr den Bildschirm. Ihr wisst schon; auf diese HAHA-es-ist-doch-ein-Tablet Art und Weise. Natürlich wurde mir auch angeboten, das Internet zu benutzen. Gerne hätte ich ihm das Ding einfach aus der Hand gerissen, aber ich konnte mich beherrschen. Ich lehnte das Angebot ab. Wir machten uns also auf den Weg (es war nicht weit). Da gerade irgendein Springbreak-festival in Budapest ist, spielte dort überraschenderweise jemand auf einer kleinen Bühne Musik. Rundherum waren viele Stände mit Zeug aufgebaut, sodass man sich alle Sachen anschauen und nebenbei gute Musik hören konnte. Das war zwar relativ lässig, aber leider war es zu kalt, um sich mehr als ein paar Lieder anzuhören. Um zumindest ein bisschen in Bewegung zu bleiben, schlenderten wir eine Einkaufsstraße entlang. Dort spielten ein paar ziemlich gute Straßenmusiker. Da die meisten Geschäfte bis 23h geöffnet hatten, konnten wir uns sogar noch Handschuhe kaufen, um uns etwas länger draußen aufhalten zu können. Trotzdem entschlossen wir uns bald dazu, das Hard Rock Cafe zu betreten. Zuerst stürmten wir den Shop. Bald stand fest, welche T-shirts ich, mein Bruder und die Vera bekommen würden. Danach beschlossen wir, dass wir den Punkt "sich freuen" in diesem Urlaub bereits erledigt hatten. Zusätzliche Freude danach würde zwar gewiss nicht schaden, wäre aber vollkommen überflüssig und somit nicht erforderlich. Leider war der Bereich für Leute, die nur etwas trinken wollen, bereits voll und wir mussten deshalb wieder gehen. Im Bereich für Leute, die auch etwas essen wollen, war nur einziger Tisch besetzt, aber es ist anscheinend wirklich ausgesprochen wichtig, die Gäste auf die unterschiedlichen Bereiche aufzuteilen und keine Ausnahmen zu machen. Ich finde sowieso nur die T-Shirts und die Gitarren an der Wand cool...
Danach beschlossen wir, uns selbst einen gemütlichen Abend mit Cocktails zu machen. Wir gingen also in den Supermarkt und suchten nach geeigneten Zutaten. Zuerst fanden wir nichts wirklich geeignetes und wählten eine Flasche Wein aus, die unser Vertrauen erweckte, aber dann sah mein Vater eine Flasche "Sütö". Genau so heißt auch die Straße (utca), in der sich unser Quartier befindet. Wir waren uns nicht sicher, was es genau ist, aber da auf der Flasche ein Kuchen abgebildet war, bezeichnete ich das Getränk kurzerhand als Kuchensaft und empfahl meinen Eltern, dazu eine Flasche Orangensaft zu kaufen. Es stellte sich heraus, dass es sich bei Sütös um eine Art Rum handelt, allerdings ist er nur halb so stark wie der bei uns übliche Rum und schmeckt tatsächlich gut. Ja, Sütös hat einen richtig guten fruchtigen Geschmack. Es stellte sich heraus, dass er zusammen mit Orangensaft tatsächlich ziemlich gut schmeckt. In weiterer Folge verfassten wir Postkarten, unterhielten uns und benutzten unseren Fernseher. Danach wurde ich mit meinem ersten Buch fertig. Also das erste Buch, das ich im Lauf dieser Reise gelesen habe. Es heißt "Wie man leben soll" (trotzdem kein Ratgeber!) und ist zwar nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich empfehlenswert. Ganz ok eben. Man mag das Wort "man" nicht sonderlich, aber man empfindet es als interessante Methode, sich von Büchern abzuheben, in denen jeder zweite Satz mit "ich" beginnt. Man überlegt, dem Wort "man" in Zukunft eine Chance zu geben.

Tag 2:
In meinen Notizblock steht für Tag 2 am Anfang "Duschabenteuer + Eier". Das klingt für euch jetzt vermutlich ziemlich aufregend und interessant, ich möchte allerdings bei der Wahrheit bleiben und die ist nicht ganz so spannend. Wahrscheinlich hätte ich euch gar nicht verraten sollen, was auf meinem Notizblock steht, denn dann wärt ihr nicht so enttäuscht gewesen... Andererseits muss ich mir ja irgendwie die Aufmerksamkeit meiner Leser sichern ;)
Ich wollte mir also morgens in meinem Badezimmer die Haare waschen. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich eine eigene Haustür hatte? Durch die Tür hätte ich nachts unbemerkt ein- und ausgehen können. Das Badezimmer war eigentlich nicht direkt mein Eigentum, da die anderen es auch benutzt haben, aber ich habe es immer so bezeichnet und mich geweigert, das andere zu verwenden. Das andere Badezimmer wäre zwar größer gewesen, hätte allerdings nicht mir gehört... Ich wollte also in meinem Badezimmer duschen. Allerdings funktionierte die Duschfunktion der Badewanne nur, wenn man die ganze Zeit über dieses Ding betätigt... Das ist jetzt umständlich zu erklären, da mir das nötige Fachvokabular fehlt, aber bei den meisten Badewannen mit Duschfunktion gibt es ja am Wasserhahn so ein Drumsdi, das man nach oben drücken muss, damit das Wasser durch den Duschkopf fließt. In diesem Fall blieb das besagte Ding aber nicht da, wo es sein sollte. Man müsste sich also die ganze Zeit beim Duschen runterbücken und mit einer Hand das Drumsdi fixieren. Am Anfang dachte ich, dass das vielleicht gar nicht so umständlich ist, wie es klingt, aber es ist noch viel umständlicher als es klingt. Deshalb beschloss ich also, nicht duschen zu gehen. Da ich trotzdem nicht darauf verzichten wollte, meine Haare zu waschen, nahm ich spontan ein Bad. Das funktionierte ohne weitere Komplikationen. Als ich damit fertig war, teilten mir meine Eltern mit, dass sie keine Streichhölzer gefunden hatten und deshalb den Herd nicht bedienen konnten. Da wir uns am Vortag Eier für's Frühstück gekauft hatten, mussten wir improvisieren. Meine Mutter erwähnte, dass man Eier auch in der Kaffeemaschine kochen kann (was zur allgemeinen Erheiterung beitrug). Schließlich verwendeten wir das einzige Mittel, dass uns zur Verfügung stand: den Wasserkocher. Sollte jemand von euch aus irgendwelchen Gründen mal versuchen wollen, mit unserer Methode Eier zu kochen: 3 Mal mit heißem Wasser aufgießen und danach noch ein bisschen ziehen lassen, dann sind die Eier durch. Wir haben am nächsten Tag 2 Mal aufgießen versucht, allerdings waren die Eier dann roh... Also eher die Ziehdauer anpassen, um ein weiches Ei zu erhalten.
Natürlich war es auch an diesem Tag draußen nicht wärmer. Wir versuchten, uns an die Temperaturen anzupassen. Leider hätte uns noch mehr Kleidung bewegungsunfähig gemacht... Halbwegs passend angezogen starteten wir also unseren Marsch zum Heldenplatz. Auf dem Weg sahen wir tatsächlich die Kirche, die wir uns auch gerne angeschaut hätten und betraten sie... Ein wirklich monumentales Bauwerk, das auf nicht durch viele Verzierungen, sondern eher durch seine Größe beeindruckt. Ich finde ja, dass es innen ganz anders aussieht als man von außen vermuten würde... So typisch nach einer prächtigen Kirche eben...
Kurz darauf fanden wir die Oper. Davor befand sich ein riesiger roter Sessel (in Österreich nennt man Stühle Sessel), auf den ich für ein Foto kletterte. Die haben auch irgendwie mit diesem Frühlingsfestival zu tun, aber ich weiß nicht genau, wie.
Danach sahen wir zufällig das Museum "Haus des Terrors" und beschlossen spontan, hinein zu gehen. Ich kann es wirklich wirklich weiterempfehlen. Zu viel möchte ich nicht darüber verraten, aber ich muss feststellen, dass ich selten eine so gut gemachte Ausstellung gesehen habe... Ich glaube wirklich, dass sie zur Aufarbeitung der Geschehnisse beiträgt. Zum Teil wäre es vorteilhaft gewesen, sich besser mit ungarischer Geschichte auszukennen oder ungarisch zu verstehen, aber das meiste wurde auch auf Englisch übersetzt. Auf jeden Fall sehr sehenswert.
Da uns danach nichts mehr ablenkte, erreichten wir bald den Heldenplatz. Dort stehen auch ziemlich imposante Gebäude herum... Wir besuchten den nahe gelegenen Zoo. Ich weiß, wenn man in einen Zoo geht, dann sollte man wahrscheinlich keine artgerechte Tierhaltung erwarten, aber ein paar Käfige waren schon ziemlich klein. Natürlich alles sehr schön angelegt und ansprechend für die Besucher gestaltet, aber wenn 3 Tiger auf engstem Raum untergebracht sind, dann finde ich das wirklich nicht mehr ok. Es besteht ja noch ein Unterschied zwischen "Das Gehege ist nicht so groß wie der natürliche Lebensraum" und "Ich glaube mit viel Schwung passt noch einer in das Gehege!". Natürlich sind kleine Gehege für einen Zoo vorteilhafter, da dann die Besucher zufriedener sind (man sieht die Tiere!) und Kosten gespart werden. Konsequenterweise müsste ich solche Anlagen wahrscheinlich generell ablehnen, aber zum Beispiel in Schönbrunn finde ich die Bedingungen für Tiere deutlich besser und durchaus akzeptabel. Die Gebäude und die Pflanzen im Zoo sind auf jeden Fall sehr schön und der Eintritt ist bei der Budapest-card dabei.
Danach gelangten wir mit Hilfe der historischen U-Bahn wieder in die Innenstadt und suchten nach einem Lokal, in dem wir etwas essen wollten. Ein Mann machte auf der Straße Werbung für sein Lokal und da er relativ sympathisch wirkte und sogar kurz Deutsch mit uns sprach, beschlossen wir, tatsächlich seiner Aufforderung nachzukommen. Die Speisekarte war dreisprachig und mit Bildern versehen. Außerdem bediente uns ein Kellner, der sehr gut Deutsch sprach. Ich bestellte mir ein Gulasch, um die Unterschiede in der Zubereitung herauszufinden. Bald wusste ich, warum man Gulasch in Österreich anders macht. Die legen gekochte, geschnittene Kartoffeln neben das Gulasch. Wenn man die Kartoffeln einfach mit dem Gulasch vermischt, dann schmeckt es ziemlich genau so wie bei uns. Warum sie die Kartoffeln dann nicht von Anfang an dazugeben, um nicht mit mehreren Töpfen zugleich kochen zu müssen, ist mir ein Rätsel. Also natürlich können sie ihre Erdäpfel auf ihre Methode zuerst essen und danach das Gulasch oder umgekehrt, aber den Sinn dahinter sehe ich nicht unbedingt... Am Anfang habe ich auch abwechselnd einen paar Kartoffeln und ein bisschen Fleisch gegessen, aber auch das macht keinen großen geschmacklichen Unterschied... Wahrscheinlich muss man in Ungarn aufwachsen, um den genauen Vorteil dieser Zubereitungsmethode zu erkennen. Ich fand auf jeden Fall das Gulasch in Prag interessanter. Das Essen war trotzdem gut und außerdem relativ billig, aber ich kann mich nicht mehr an den Namen des Lokals erinnern...
Danach besuchten wir spontan die Veranstaltung "VAMP". Dort waren einige junge Künstler, Designer,... die versucht haben, ihre Werke zu verkaufen. Also keine Gemälde, sondern alles mögliche. An einem Stand wurden zum Beispiel viele kunstvoll verzierte Torten verkauft. An anderen Ständen originelle Modeschöpfungen. Ich erhielt übrigens sogar eines dieser Kleidungsstücke. Insgesamt waren wirklich viele kreative Ideen zu sehen.
Um unsere weitere Vorgehensweise zu besprechen, zogen wir uns wieder in unsere Basis zurück. Dabei fielen geistreiche Sätze wie "Wir werden heute wohl die große Flügeltüre offenhalten, damit die vorderen und die hinteren Räumlichkeiten gleichmäßig temperiert werden.". Wenn man wieder zu Hause ist und keine große Flügeltüre mehr hat, dann fragt man sich, wo diese Sätze denn hingefallen sind.
Schließlich konzentrierten wir uns wieder auf das Wesentliche und schafften es, zu entscheiden, was wir als nächstes tun wollten. Wir nahmen einen Bus, der uns zum Berg mit der Burg brachte. Auf den Berg selbst brachte uns eine kleine historische Standseilbahn. Dort stellten wir fest, dass die Stadt Wien zwar schon einige schöne Sehenswürdigkeiten hat, aber dass man noch einen Berg mit einer Burg anbringen könnte. Sieht nett aus. Am Berg war es noch kälter und noch windiger als im Rest der Stadt. Wir verschafften uns einen Überblick über das Burggelände, fotografierten die Matthiaskirche und gingen zur Fischerbastei. Bei der Fischerbastei angekommen waren wir schon so ausgekühlt, dass wir uns im Cafe niederließen, dass sich im höchsten Turm befand. Ein sehr schönes Gebäude übrigens... Mich persönlich erinnerten die kleinen verträumten Türmchen der Fischerbastei an Märchenschlösser wie das Disney-Schloss. Man muss übrigens "Eintritt" zahlen, um auf der Mauer herumgehen zu können, aber es ist kein Problem, in das Cafe zu gehen, obwohl es höher liegt. Wenn man sich draußen hinsetzt kann man sich sogar fast neben die Leute setzen, die Eintritt gezahlt haben. Der Trick dabei ist, dass die meisten gar nicht so genau verstehen, wofür sie Eintritt zahlen sollen und erst am Ende bemerken, dass sie dadurch eigentlich kaum Vorteile hatten.
Als wir wieder halbwegs aufgewärmt waren, gingen wir weiter zu einem Labyrinth. Die Bezeichnung ist etwas irreführend, da die Kellergewölbe mit Pfeilen versehen sind und sogar immer wieder Lagepläne herumhängen. Es sind aber trotzdem sehr schöne alte Räumlichkeiten, die teilweise durch Lichteffekte sehr schön inszeniert sind. Zwischendurch stehen auch Puppen herum, die irgendwelche Szenen aus Opern nachstellen. Meiner Meinung nach passten die nicht wirklich dazu, aber meine Eltern wirkten ziemlich begeistert davon. Das ist wohl Geschmackssache...
Irgendwann wussten wir, dass wir mittlerweile nicht mehr weit vom Ausgang entfernt waren, aber es war wirklich nicht so einfach, ihn zu finden. Wir waren sehr erleichtert bzw. erleichterten uns sehr, als wir toalett erblickten. Wir hatten natürlich bereits Pläne entwickelt, wie wir uns in Zukunft von Pilzen und Flechten ernähren wollten, die an den Wänden wuchsen. Nun war sichergestellt, dass wir sogar ein relativ luxuriöses Leben führen könnten. Wir gingen wieder zum letzten Pfeil zurück, den wir gesehen hatten und deuteten ihn diesmal richtig. Beim Ausgang angekommen waren wir beinahe enttäuscht, dass die Lösung so simpel gewesen war.
Anschließend statteten wir der McDonaldsfilliale neben unserem Quartier einen Besuch ab, um etwas zu essen mitzunehmen. Ich glaube es ist relativ egal, was man sich dort bestellt, man wird immer gefragt, ob man auch bacon dazu haben möchte. Mein Vater bestellte Orangensaft dazu, was er später dadurch begründete, dass man sich im Urlaub ja auch mal etwas besonderes gönnen kann (normalerweise trinken wir zu FastFood Fanta). Danach vollendeten wir unsere Postkarten. Kurz überlegten wir, nochmal nach draußen zu gehen, aber es war einfach zu kalt. Deshalb begnügten wir uns damit, den nächsten Tag zu planen und Navy CIS zu schauen (also sogar auf Deutsch). Ich beschäftigte mich auch noch mit meinem zweiten Buch, aber ich wollte nicht zu viel davon lesen, weil ich Angst davor hatte, dass es nicht für die ganze Heimfahrt reichen könnte.

Tag 3:
Über diesen Tag gibt es nicht ganz so viel zu sagen. Glaube ich zumindest...
Also morgens erzählten mir meine Eltern, dass man auch in ihrem Badezimmer nicht sonderlich gut duschen konnte. Aus dem Duschkopf kam nur ein kleines Rinnsal. Daraufhin unterhielten wir uns darüber, wie man sich in einem Waschbecken duschen könnte. Leider erklärte sich niemand bereit, diese Methode auszuprobieren. Diesmal nahmen wir einen Bus, der direkt auf den Berg mit der Burg fährt. Vom Bus aus sahen wir einen kleinen Kran, der die Standseilbahn anhob. Keine Ahnung was da für Reperaturen fällig waren, aber wir waren ziemlich froh, dass wir uns nicht dazu entschlossen hatten, nochmal mit der Standseilbahn zu fahren. Oben angekommen beobachteten wir, wie eine Horde Japaner begeistert eine Post stürmte. Und gelang es, unsere Postkarten vor ihnen aufzugeben, da sie zu fasziniert davon waren, sich alle Details anzuschauen. Es wirkte so, als hätten sie vor, all ihren Freunden zu Hause ein paar Briefmarken als Souvenirs mitzunehmen. Bei der Betrachtung einiger Schilder vor der Post wurde uns klar, dass wir mittlerweile sehr gut darin waren, ungarisch zu lesen. Natürlich sind unsere Tschechischkenntnisse um einiges besser, aber in einer Woche lernt man eben mehr als in ein paar Tagen.
Dann besichtigten wir das historische Museum, die Nationalgallerie und das Spionagemuseum. Leider hatten die ersten beiden am Montag Ruhetag und das Spionagemuseum hatte zu geheime Öffnungszeiten. Gerade, als wir ernüchtert wieder im nächsten Bus nach unten saßen, verschwanden die schwarzen Gitter, um zu signalisieren, dass das Museum jetzt geöffnet ist. Wir deuteten die Geschehnisse als Zeichen dafür, dass es die nationale Sicherheit gefährde, wenn wir die Ausstellung sähen. Wir wollten uns natürlich mit niemandem anlegen, also beschlossen wir, mit der entzückenden gelben Straßenbahn zum Parlament zu fahren. Beim Parlament wussten wir zumindest, dass es auch montags geöffnet war. Dort angekommen fanden wir ein Schild vor, auf dem stand, dass bereits alle verfügbaren Tickets aufverkauft sind und dass man das Gelände um das Parlament nur mit Ticket betreten darf. Wir fotografierten es also nur von außen. Direkt gegenüber lag das ethnologische Museum, aber Montag ist nunmal Ruhetag.
Lagebesprechung im Appartement. Natürlich hatten auch die Museen am Heldenplatz heute Ruhetag. Im Reiseführer fanden wir genau ein Museum, das heute geöffnet hatte, aber die Beschreibung klang so, als wäre dort nichts außer Steinen zu sehen. Ich habe ja grundsätzlich nichts dagegen, mir verschiedene Mineralien anzuschauen, aber wenn sonst wirklich gar nichts anderes ausgestellt ist, dann ist das doch etwas eintönig.
Kurze Zeit später befanden wir uns auf einem anderen Berg, um dort die Freiheitsstatue und die Zitadelle zu besichtigen. Unser Bus fuhr nicht direkt bis ganz nach oben, aber das störte uns nicht sonderlich. Dadurch konnten wir immerhin über die anderen Touristen lästern, die so faul sind, dass sie sich bis ganz nach oben bringen lassen. Der Ausblick auf die Stadt war übrigens wunderschön. Alleine dafür lohnt es sich, auf den Berg zu fahren. Da wir die Ausstellung in der Zitadelle als unwichtig einstuften, waren wir ziemlich schnell damit fertig, die Zitadelle und die Freiheitsstatue zu besichtigen. Danach wollten wir zwar grundsätzlich noch eine Felsenkapelle aufsuchen, da wir aber irgendeinen Weg nach unten wählten, waren wir nicht sonderlich überrascht, dass dieser tatsächlich nach unten und nicht zur besagten Kapelle führte. Zufällig kamen wir dabei an etwas coolem vorbei... Da war so eine riesige Statue und dahinter so ein Halbkreis mit Säulen. Leider weiß ich nicht, wie man dieses Denkmal (oder was auch immer es ist) nennt. Auf unserem Weg nach unten begann es natürlich, zu schneien. Unsere Reise ging deshalb in Richtung Starbucks weiter. Wie ihr wahrscheinlich schon gemerkt habt, brauchten wir bei den Außentemperaturen alle paar Stunden irgendeinen Ort, an dem wir uns aufwärmen konnten.
Wir sahen uns danach noch ein bisschen in der Innenstadt um. Schließlich betraten wir eine große weiße Kuppel, in der sich zahlreiche Monitore befanden. Dort konnte man zu verschiedensten Themen Werbevideos der ESA anschauen. Wir beschäftigten uns zum Beispiel ziemlich lange mit einem Bildschirm, der vermittelte, wie hilfreich Sateliten in der Landwirtschaft sind. Uns wurde erst danach klar, dass auf jedem Monitor ein anderes Thema behandlet wird und dass man auch durch das Betrachten von allen Videos nur sehr oberflächliche Informationen bekommt. Deshalb gingen wir wieder nach draußen... Dort beschlossen wir, nicht mehr zu lächeln, damit unser Lächeln nicht im wahrsten Sinne des Wortes einfriert. Wir suchten nach möglichst neutralen Gesichtsausdrücken, die zu vielen Stimmungslagen passen. Man muss ja für den Fall vorbereitet sein, die Mimik eventuell nie wieder verändern zu können. Bevor wir uns komplett in Eiskunstwerke verwandeln konnten, kehrten wir wieder zu unserem Quartier zurück. Dort verbesserten wir unsere Sprachkenntnisse, in dem wir ein paar Fernsehsendungen simultan übersetzten. Zwischendurch hörten wir auch damit auf, da sowieso alle Anwesenden verstanden, was gesprochen wurde. Etwa um 17 h gaben wir unsere Schlüssel wieder ab und machten uns auf den Weg zum New York Cafe. Mittlerweile schneite es so stark, dass wir beinahe übersehen hätten, dass wir schon da sind. Nur wenige Schritte vom Eingang entfernt befragten wir das allwissende Smartphone meines Vaters nach dem Weg. Das New York Cafe befindet sich in prunkvollen Räumlichkeiten, die viele Touristen anlocken. Sieht alles sehr nobel aus und ist auch relativ teuer... Ich habe mir auf jeden Fall eine heiße Schokolade mit Chilli bestellt. Am Anfang war ich kurz davor zu weinen, aber man gewöhnt sich an die Schärfe. Eigentlich habe ich schon öfters heiße Schokolade mit Chilli getrunken, aber eine so scharfe Variante ist mir noch nicht untergekommen... Sie war trotzdem ausgezeichnet (würde ich jederzeit wieder bestellen). Ursprünglich wollten wir den Weg vom New York Cafe bis zum Bahnhof zu Fuß gehen, aber durch die Wetterbedingungen nahmen wir doch die U-Bahn.
Am Bahnhof angekommen gaben wir noch unser restliches Kleingeld aus. Mein Buch reichte übrigens nicht für die ganze Zugfahrt, aber ich hätte trotzdem mehr davon vorher lesen sollen. "Und Gott schuf Darwins Welt" von Hansjörg Hemminger ist sehr empfehlenswert, aber auch anstrengend zu lesen. Wenn man zusätzlich auch noch müde ist, dann fällt es schon wirklich schwer, sich mit den Vor- und Nachteilen verschiedener Weltbilder auseinanderzusetzen... Kreationisten denken wirklich unlogisch...
Oh und der Zug hat fast eine Stunde gebraucht, um durch Wien zu fahren. Natürlich ist Wien nicht so groß, aber man kann ja ganz oft irgendwo lange stehenbleiben.
Zu Hause griff ich sofort zu meinem Handy, um nachzusehen, was alles passiert war. Natürlich hatte ich ein paar ungelesene sms und ein paar Anrufe in Abwesenheit, aber als ich vorsichtig die Facebook-app öffnete und 87 neue Chatnachrichten sah, war ich ein kleines bisschen schockiert. Das kommt dabei raus, wenn man 3 Tage lang keinen Internetzugang hat... Da es schon ziemlich spät war, verschob ich die meisten meiner Onlineverpflichtungen auf den nächsten Tag.
Ich merke gerade wie lang dieser Blogpost ist und wie wenig Lust ich darauf habe, ihn nochmal durchzulesen. Ich habe das Gefühl, dass einige Fehler drinnen sein müssten... Wer sie findet, der darf sie behalten. Ursprünglich wollte ich auch noch Bilder einfügen, aber man muss ja nicht übertreiben. Der Post war jetzt schon genug Arbeit xD
with a lovely greet
L.Shihit

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